Interview Chrischa Richter

Eric Z.: Hallo Chrischa, ich gratuliere erstmal zum erreichten Saisonziel (3. Platz), auch wenn die Saison wegen der Corona-Pandemie nur verkürzt gespielt werden konnte. Ein großer Schreck schoss mir aber in die Glieder, als ich von deinem überraschenden "Karriereende" gehört habe. Wie kam es zu diesem Entschluss?

Chrischa: Moin schön. Das war quasi eine Punktlandung, obwohl ich auch sagen muss, wenn die Saison regulär zu Ende gespielt worden wäre, würden wir noch viel deutlicher unser gemeinsames Ziel erreichen. Bergen ist ja traditionell in der Rückrunde stärker als in der Hinrunde. Mein Entschluss die Schuhe an den Nagel zu hängen reifte schon länger. Ich bin ein Typ der Spaß an einer Sache haben muss. Dieser ist in den letzten Jahren etwas abhandengekommen. Auch das Alter nagt langsam an mir ;-). Mit Bruno Stein, Lukas Exner, Max Herrmann-Heber und Erik Friedrich haben wir viele junge Spieler, die nun an der Reihe sind.

Eric Z.: Nach der Meistersaison 2011/2012 hast du eine Pause (Sabbatjahr) eingelegt und nach einem Jahr bist du wieder zurück auf den Platz gekehrt. Ist das dieses Mal ausgeschlossen?

Chrischa: Der Hauptgrund damals zurückzukommen war, dass Stefan Koark in Bergen seine Zelte aufschlug. Für mich war das natürlich ein Geschenk, mit diesem begnadeten Spieler zusammenzuspielen. Die Ergebnisse in den letzten Jahren waren auch alle konstant gut. Da hatte man immer ein Grund zu feiern. Eine Rückkehr ist aber ausgeschlossen. Als Spieler bin ich ab dem 1. Juli offiziell abgemeldet.

Eric Z.: Das ist natürlich Schade. Aber was mich interessiert ist, welcher Trainer hat dich in den Jahren begeistert?

Chrischa: Jeder Trainer hatte seine guten Seiten, wenn ich an die Erfahrung und Ruhe von Meistertrainer Lutz Schmuck denke oder die abwechslungsreiche Trainingsgestaltung bei Benjamin Hoßmang und David Witschaß. Motivierend war auch "Ehrenpräsident" Detlef Kunze, der uns vertretungsweise gecoacht hatte. Wenn ich mich festlegen soll, dann entscheide ich mich aber für Felix Kölzow. Er war jünger als jeder Spieler im Kader und bestach damals schon als "Laptop-Trainer". Beim Pokalfinale brachte er z. B. einen Fernseher mit einem Videorecorder in die Kabine und spulte zu wichtigen Szenen. Keiner wusste damals, dass in ein paar Jahren jeder Trainer mit einem Laptop so agieren würde.

Eric Z.: Gab es auch Mannschaften, gegen die du gerne gespielt hast bzw. auch nicht so gern?

Chrischa: Lieblingsmannschaften hatte ich eigentlich nicht (vll. Cunewalde & Rammenau). Nur Mannschaften gegen die ich nicht gerne gespielt habe. Da muss ich ganz klar Oberland/Spree nennen, die mit einer großen Portion Arroganz in den beiden Spielen in dieser Saison gegen uns aufgetreten sind. Solche Spiele braucht man wie eine Wurzelbehandlung. Nicht angenehm aber immer fair waren die Partien gegen Post Bautzen und Ralbitz. Die werden auch immer in Erinnerung bleiben.

Eric Z.: Was waren die schönsten Momente in den 16 Jahren beim LSV?

Chrischa: Der Meisterschaftserfolg in der Saison 2011/2012 kam überraschend und Dinge die überraschend kommen, sind immer schöner als Sachen, die man kommen sieht. Der Aufstieg in die Bezirksklasse zeichnete sich ja z. B. zeitig ab. Zu großen "Momenten" zähle ich aber auch die Bus-Reisen in der Stadtliga mit Achim Kaiser, der uns diesen Spaß für einen schmalen Taler genehmigte. Oder die unzähligen Auswärtsfahrten mit Klaus und Werner, bei denen viel unnützes Wissen unter den Insassen verbreitet wurde, natürlich immer mit reichlich geistreichen Getränken.

Eric Z.: Welche Spieler haben dich am meisten beeindruckt, mit denen du in den Jahren zusammengespielt hast?

Chrischa: Bei dieser Antwort muss ich ähnlich ausholen wie bei der Trainerfrage. Meine Lieblingsmitspieler waren immer Norbert und Tobias Passeck. Präsenz und Kopfballspiel waren von Sebastian Schenk und Armin Kilz unschlagbar. Bei unbändigen Willen muss ich natürlich Niels Perlitz nennen. Beim Torinstinkt fällt mir gleich Franz Rösner ein. Aber am komplettesten und somit am besten war und ist Stefan Koark. Es gab auch ein Spieler, der es fertig brachte, fast nie in die Mitte beim 4/2 zu kommen. Das war der "Ex-Kapitän" Alexander Marchl. Unser 1. Kreisoberligameisterschaftskapitän Alexander Rasch muss ich als Typen genauso nennen wie Ricardo Schumann, Patrick Scholz oder Robert Moritz. Das beim Fußball aber immer die Mannschaft im Vordergrund steht, konnte ich in den vielen Jahren von Leuten wie Andreas Jordan und Tony Braune lernen. Die beiden brachten immer ihre Leistungen und setzten sich auch ohne Murren auf die Bank, wenn es sein musste. Gerade solche Spieler machen über einen langen Zeitraum eine gut funktionierende erfolgreiche Gemeinschaft aus.

Eric Z.: Möchtest du noch etwas loswerden, was dir auf dem Herzen liegt?

Chrischa: Natürlich möchte ich mich bei den Leuten bedanken, die Woche für Woche ihre Zeit opfern, damit wir beim LSV Bergen problemlos Fußballspielen können. Da geht ein dicker Dank an den Stadionsprecher Günther Symchack raus, der die Zuschauer nicht nur mit den aktuellen Ergebnissen versorgt, sondern auch immer gute Beats aus der Boxen schallen lässt. Unser Mannschaftsbetreuer Michael Wierick darf nicht zu kurz kommen. Er ist schließlich seit der ersten Stunde bei der ersten Mannschaft und glänzt jede Woche mit Zuverlässigkeit. Des Weiteren danke ich Platzwart Sigmar Pink, den Leuten vom Verkauf und dem Ordnungsdienst. Vergessen darf ich natürlich nicht unseren größten Kritiker und Busfahrer Steffen Braune (Bus I)! Und natürlich den Fans.

Eric Z.: Was wirst du jetzt mit deiner freien Zeit speziell an den Wochenenden anfangen?

Chrischa: Am meisten freue ich mich darauf, endlich nicht mehr auf die Uhr zu schauen, wann man ins Bett muss. Das konnte ich schon die letzten Wochen ausgiebig genießen. Mit meinem Garten und den drei Hunden habe ich viel Aufgaben. Außerdem freue ich mich tierisch, wieder mit dem Motorrad durchs Land zu düsen.

Eric Z.: Hast du noch eine Episode auf Lager, die dir gleich in den Kopf schießt, wenn du an die lange Zeit zurückdenkst?

Chrischa: Selbstverständlich. Bei einem Heimspiel gegen Bernsdorf saßen wir alle ziemlich abgekämpft in der Kabine. Draußen waren gefühlte 40 Grad im Schatten und wir lagen 0:1 zurück, als plötzlich Keeper Jan Kantwerk ein Nutella-Brötchen aus der Sporttasche holte und es sich so richtig schmecken ließ. Das Gelächter war natürlich groß. Wir gewannen anschließend 3:1 durch Tore von Karl Schöne, Tobias Passeck und Maik Kummer.

Eric Z.: Dann sage ich Danke für das Interview und für die vielen Jahre auf dem Rasen im Dienste des LSV.

Chrischa: Kein Problem. Es war mir ein Fest und dem Verein bleibe ich natürlich als Vereinsmitglied, Freund und Helfer treu.


Zurück