Interview mit Stefan Koark
Frieda: Hallo Stefan, dein letztes Interview auf unserer Homepage liegt schon einige Jahre zurück. Zuletzt sprachen wir im Juni 2015 miteinander, damals hattest du gerade dein zweites Jahr als Spielertrainer hinter dir gehabt. Ab Sommer 2015 warst du dann wieder ausschließlich Spieler beim 1. Kreisoberligameister. Mittlerweile ist viel passiert. Gerade die letzten 2 1/2 Jahren nach dem Abstieg aus der KOL waren sehr interessant. Wie beschreibst du die 30 Monaten nach dem Abstieg?
Stefan: Trotz guter Ergebnisse und dauerhaftem Mitspielen um die Tabellenspitze war das Durchschnittsalter der Mannschaft vor Corona-Beginn schon extrem hoch. Der Verein mit seiner 1. Männermannschaft lag am Ende der Corona-Zeit mit der Beendigung einiger Spielerkarrieren und Vereinswechseln dann endgültig am Boden. Die lange Fußballpause war Gift, sodass durchgängig Fitness verloren gegangen ist und man so einfach in der KOL nicht mehr mithalten konnte. Es musste einfach ein absoluter Cut her, um nicht das gleiche Schicksal wie andere Vereine zu erleiden, welche man jetzt nur noch vergeblich auf der Fußballlandkarte sucht. Die Entscheidung für Stefan Zehler und Christoph Richter als Trainerduo war dann extrem wichtig. Sie haben es mit klugen Personalentscheidungen geschafft, nach und nach wieder eine Einheit zu formen, die einfach nur Bock auf Training und den Spielbetrieb haben. Durch deren guter Mannschaftsführung gepaart mit Verbesserung der Trainingsbedingungen ist es gelungen den Verein wieder in gewünschte Bahnen zurückzulenken. Spiele gegen die Traditionsmannschaft vom 1. FC Union Berlin oder gegen den FC Energie Cottbus tragen mit viel ehrenamtlicher Arbeit auch im Umfeld dazu bei, die benötigte Begeisterung und Rückhalt bei den Anhängern zu festigen oder bestenfalls noch zu steigern. Die Wiederaufnahme der zweiten Mannschaft ist ein weiteres positives Signal. Es ist schön, dass so jeder Spieler zu seiner gewünschten Spielzeit kommen kann.
Frieda: Es gibt nur noch wenig "Alte Hasen" in der Mannschaft. Wie hat sich das Mannschaftsklima in den letzten Jahren aus deiner Sicht verändert?
Stefan: Ich weiß nicht, ob es am dörflichen Umfeld liegt, aber das Mannschaftsklima ist und war in Bergen schon immer hervorragend. In der Vergangenheit hat man nach Training oder Spielen vielleicht noch ein Tick länger bei einem Light Getränk gesessen, aber Zeiten ändern sich nun mal, der Umgang ist nach wie vor absolut Top. Und das die jungen Spieler nicht auch mal auf die Pauke hauen können, haben sie z. B. im letzten Sommer in Prag oder bei der diesjährigen Weihnachtsfeier gezeigt.
Frieda: Was ist der größte Unterschied zwischen der KOL-Mannschaft vor fünf, sechs Jahren und der heutigen Mannschaft?
Stefan: Meiner Meinung nach steckt in der heutigen Mannschaft eindeutig noch mehr Talent, vor allem in der Breite. Ein sehr ausgeglichener, starker Kader, der kontinuierlich weiter verbessert wird. Vor 5-6 Jahren waren wir auch verdammt stark, war dies jedoch meist eher auf die vorhandene Erfahrung zurückzuführen. Da wusste wirklich jeder Spieler, was er taktisch machen muss, die Abläufe waren auf jeder Position eingespielt. Aktuell muss man oft an sehr vielen Stellschrauben noch drehen, um das bestmögliche sportlich herauszuholen. Jeder einzelne ist aber permanent bereit sich persönlich weiterzuentwickeln und das ist das schöne. Die benötigte Erfahrung kommt dann von ganz allein.
Frieda: In dieser Saison ist ein spannendes Kopf an Kopfrennen mit dem SV Traktor Malschwitz. Was würde passieren, wenn es am Ende wieder nur für Platz zwei reichen würde?
Stefan: Dann wären wir Triple-Vizemeister. (lacht) Ich denke da würde gar nicht viel passieren. Auch dann würden die Spieler den Verein treu bleiben, es würde halt ein weiterer Anlauf gestartet werden. Wenn es am Ende Malschwitz mit deren tollen Serie oder Milkel, die man noch nicht abschreiben sollte , packen, dann sagt man artig Glückwunsch und dann geht es weiter! Den ersten Platz bekommt man nicht geschenkt. Wer am Ende oben steht, hat es nach 26 Spieltagen auch verdient.
Frieda: Was bedeutet dir eigentlich der Titel "Bergens Fußballer des Jahres"?
Stefan: Der Titel bedeutet mir sehr viel, ist dieser doch einer der ganz, ganz wenigen Titel, welche ich noch nicht gewann. (lacht) Meiner Meinung nach hatte dich in der Vergangenheit schon bessere Saisons gespielt, aber man kann ja auch nicht jedes Jahr gewinnen. (lacht)
Frieda: Wo siehst du dich in fünf, sechs Jahren nach deiner aktiven Laufbahn als Spieler?
Stefan: Aktuell gehe ich davon aus, auch nach meiner aktiven Spielerlaufbahn dem Fußball treu zu bleiben. In welcher Funktion kann ich noch nicht sagen. Aber das Traineramt im Seniorenbereich ist schon eine Möglichkeit.
Frieda: Du hattest ständig Angebote höherklassiger Mannschaften. Aber mittlerweile spielst du am längsten in Bergen beim LSV. Nach über zehn werden aber andere Verein nicht Müde bei dir vorstellig zu werden. Gab es nie den Gedanken noch einmal zu wechseln?
Stefan: Konkret gab es diesen Gedanken beim KOL-Abstieg. Ohne die Verpflichtung von Stefan Zehler wäre ich vielleicht nicht mehr beim LSV. Aber um genau zu sein, sind es mittlerweile 12 Jahre in Bergen. Hier liegt auch mein Lebensmittelpunkt. Hier bin ich aufgewachsen und fühlte mich stets wohl. Selbst wo ich bei Energie Cottbus gespielt habe, war ich oft an freien Wochenende in Bergen. So haben wir z. B. mal mit Jan Hochscheidt einen Kantersieg von Bergen in Burgneudorf miterlebt. Oder einen ungefährdeten Heimsieg gegen Weißkollm, als Thomas Franke in Bergen zu Besuch war. Irgendwann hatte man auch ein Alter erreicht, wo es einfach keinen Anreiz mehr ist, vielleicht wieder ein oder zwei Ligen höher zu spielen. Man darf außerdem nicht vergessen, das der LSV Bergen konstant über 100 Zuschauer an das NORBERT-PASSECK-SPORTFELD lockt. Es macht mir einfach riesigen Spaß vor dem großartigen Publikum die Punkte einzufahren, dass will man einfach nicht missen.
Frieda: Wie lautet deine Prognose für das Sportjahr 2025?
Stefan: Ich bleibe bei der Meinung, das wir uns in dieser Saison nur selbst schlagen können. Mit nur sechs Gegentoren in der Hinrunde haben wir uns in der Defensive aber sowas von gesteigert. Jetzt gilt es in der Offensive bei unseren zahlreichen Torchancen noch kaltschnäuziger zu werden und natürlich kein Spiel auf die leichte Schulter zu nehmen. Beherzigen wir das, dann sehe ich uns im Sommer 2025 den Aufstieg feiern!
Frieda: Dieses Jahr steht das Jubiläum beim Wettessen in der Gaststätte erstmals vor Zuschauern an. Auch du zählst jährlich zu den Teilnehmern. Bist du schon etwas aufgeregt?
Stefan: Es gibt eigentlich kaum etwas, was mich nervös macht. Ich freue mich riesig auf dieses Event. Wer noch kein Ticket hat: Bitte kauft euch noch schnell eins und kommt am 29.12. und feuert mich an!
Frieda: Hast du noch vielleicht eine lustige Anekdote aus deiner langen Fußballer Laufbahn für uns?
Stefan: Ach, da gibt es ganz viele. (lacht) Ob mit 13 Jahren beim Coco-Cola School Cup in Mexico City, später in Cottbus oder bei den anderen Stationen- es gibt einiges zu erzählen. Aber wenn man zu einer Auswärtsfahrt in Pulsnitz mit dem Mannschaftsbus ankommt und dann ein Spieler nach dem Einparken mit einem riesigen Strahl aus dem Auto bricht, ist es schon etwas ganz Besonderes. Noch spezieller macht es den Moment, wenn dieser Spieler am Ende trotzdem aufgestellt werden muss, weil ein weiterer Mitspieler noch betrunkener vom Vortag war.
Frieda: Stimmt es eigentlich, das du ab 3 Grad Außentemperatur mit tüten um deine Füße spielst? Um diese extra warmzuhalten.
Stefan: Ja das ist richtig. Ich muss aber dazu sagen, das es nur die Gefrierbeutel von Toppitz es wirklich bringen. Viele belächeln mich in der Mannschaft dafür. Aber meine Zehen bleiben so immer auf Betriebstemperatur.
Frieda: Ich bedanke mich für dieses Interview und wünsche dir für die Zukunft alles Gute beim LSV Bergen.
Stefan: Ich habe zu danken. Bis zum nächsten Mal!